Festakt zum 30-jährigen Jubiläum 2008
Der Musikverein Grafenau konnte 2008 auf 30 erfolgreiche Jahre zurückblicken. Und Feste soll man ja bekanntlicherweise feiern wie sie fallen. Aber sie werfen lange bevor sie stattfinden ihre Schatten voraus. Die Vorbereitungen dafür begannen bereits 2 Jahre zuvor. Manche werden vielleicht gesagt haben: „so’n jonger Verei’ – muass mr des so feira?“ Ja, man sollte. Denn: viele unserer aktiven und fördernden Mitglieder sind seit der Vereinsgründung dabei. Und so etwas muss man feiern!
Für die fast hundert Personen, die für diverse Verdienste zu ehren waren, fand eigens dafür am Abend vor dem Jubiläumskonzert ein Ehrungsabend statt. Als Festredner konnten wir den ehemaligen Bürgermeister von Grafenau, Ewald Bien, gewinnen. Selbst Matthias Schüller, unser Vorstand bis Ende 2003, ließ es sich nicht nehmen und reiste extra aus seiner jetzigen Heimat Kanada an. Ein richtiger Festakt also.
Bevor der offizielle Teil des Programms begann, traf man sich beim Sektempfang in lockerer Atmosphäre.
Tilman Huber, 1. Vorsitzender des MV Grafenau, begrüßte die Anwesenden. Weitere Grußworte überbrachten Bürgermeister Martin Thüringer und Gerhard Weißenböck, Vorsitzender des Blasmusikverbandes Baden-Württemberg, Kreisverband Böblingen. Und damit nicht nur Reden geschwungen wurden, wechselten sich das Große Blasorchester und die Jugendgruppe mit musikalischen Zwischeneinlagen ab. Gerhard Weißenböck überreichte Ehrenvorstand und Gründungsvater Kurt Brenner die Fördermedaille in Diamant. Passend zum Abschluss der Ehrungen spielte das Große Blasorchester das Stück „His Honor“.
Nach einer Pause fand die „Welturaufführung“ der Jubiläums-DVD „Jetzt schlägt’s dreißig“ statt. In unzähligen Stunden hatte das verantwortliche Team in verborgenen Archiven geforscht, Berge von Filmmaterial zusammengetragen und gesichtet. Besonders aufwändig wurde der Abspann inszeniert. Zahlreiche Vereinsmitglieder bildeten mit gelben und roten Luftballons das 30-jährige Jubiläumssignet, gefilmt von der Feuerwehr Aidlingen zur Verfügung gestellten Drehleiter. Die Bildergalerie zeigt das eindrucksvoll. Und das Ergebnis war wirklich beeindruckend. Carolin Schuler führt auf der DVD als Moderatorin durch die einzelnen Kapitel. Zahlen und Fakten wechseln mit Filmausschnitten, bei dem sich mancher wieder erkannte und der eine oder andere Lacher nicht ausblieb. Natürlich konnte nicht die komplette DVD gezeigt werden, das hätte nicht nur den zeitlichen Rahmen gesprengt, die Spannung für die anderen Kapitel wäre genommen.
Den musikalischen Höhepunkt zum Abschluss bildeten die Jugendgruppe und das Große Blasorchester. Alle Musiker standen gemeinsam auf der Bühne und spielten „One Moment in Time“. Jung und alt, groß und klein: in dem Moment waren 30 Jahre Musikverein Grafenau auf einer Bühne vereint.
Jubiläumskonzert: 30 Jahre Musikverein Grafenau verleiht Flügel.
Das Jugendorchester unter der Leitung von Simone Bendig eröffnete das Jubiläumskonzert mit der Titelmusik aus dem Pixar-Film „Die Unglaublichen: The Incredibles“ von Michael Giacchino. Danach entführte die „Grand Canyon Overture“ von James Swearingen das Publikum in die sagenhaften Schluchten des Colorado River. Anschließend stand „The Nutcracker Suite“ auf dem Programm: Saskia Lauser und Maike Meyer, die durch das Programm des Jugendorchesters führten, erzählten die bewegende Liebesgeschichte von Maria und ihrem Nussknacker, bevor man den bezaubernden Melodien aus dem russischen Ballett „Der Nussknacker“ von Tschaikowski lauschte. Mit einem Potpourri verschiedener Musical-Melodien wie dem „Phantom der Oper“ verabschiedete sich das Jugendorchester und übergab die Bühne dem Großen Blasorchester.
Nach der feierlichen Eröffnung mit dem „Festtag“ von Sepp Tanzer folgte die Komposition „Cobra“ von Jan Blosfeld. Einige niederländische, belgische und dänische Künstler hatten sich nach dem 2. Weltkrieg gefunden und als Gruppe „Cobra“ gegen bürgerliche und akademische Vorstellungen protestiert. In vier Sätzen wurden verschiedene Gemälde vorgestellt, wie „Massenkarambolage“ von Dane Egill Jacobsen.
Während der nachfolgenden kurzen Umbaupause staunte das Publikum nicht schlecht: ein schwarzglänzender Flügel wurde auf der Bühne ins rechte Licht gerückt. Die „Rhapsody in Blue“ begann mit einem grandios gespielten Glissando von Simone Bendig an der Klarinette. Dann konnte Michael Kuhn als Solist am Flügel zeigen, was in ihm steckte. Über 15 Minuten lang war das Publikum bezaubert von Gershwins Komposition, der einzigartigen Mischung aus Klassik, Jazz, Blues und lateinamerikanischen Rhythmen. Nach so viel Applaus und sogar einer Zugabe hatten sich das Publikum und die Musikerinnen und Musiker eine kleine Pause wohl verdient.
Nach dieser Pause folgte die nächste Überraschung: Simone Bendig schwang beim folgenden Stück als stellvertretende Dirigentin des Großen Blasorchesters den Taktstock. Rainer Bauer, eigentlich Dirigent des Großen Blasorchesters, konnte am Saxophon glänzen mit dem melancholischen und wunderschön gespielten „Harlem Nocturne“ von Earle Hagen.
Mit Unterstützung der vier Jugendlichen Michael Aberle, André Reuss, Christoph Brehm und Dominik Bauer als Hubschrauber-Kampfgeschwader wurde „Inchon“ ein besonderes Erlebnis. Die Komposition von Robert W. Smith erzählt in ergreifender Weise einen Angriff der US-Armee im Koreakrieg, wie die Moderatorin Sandra Vietz erläuterte.
Anschließend ging es in die unendlichen Weiten des musikalischen Weltraums. Dort ist der legendäre Captain Rainer H. Bauer mit seiner 50 frau- und mannstarken Besatzung seit Lichtjahren unterwegs, um neue Energieformen und Klanggalaxien zu erforschen. „Star Trek through the Generations“ von Jerry Goldsmith und Dennis McCarthy bot eine Auswahl von Melodien aus den Star Trek-Fernsehserien der letzten Jahrzehnte.
Mit dem konzertanten Marsch „Zum Städtel hinaus“ von Georg Meißner verabschiedete sich das Große Blasorchester unter der Leitung von Rainer Bauer. Doch ohne eine Zugabe ließ das Publikum die Musikerinnen und Musiker nicht gehen. Das Thema des tragischen und zugleich komischen Films „La Vita è Bella – Das Leben ist schön“ von Nicola Piovani sorgte für ein gelungenes Ende eines einzigartigen Jubiläumskonzerts.
Wie Recht hatte Saskia Lauser doch, als sie zu Beginn des Abends sagte: Es war eine großartige Idee, dass vor 30 Jahren der Musikverein gegründet wurde!