Der MV-Grafenau in Neckenmarkt
Der Tradition treu, mutig, engagiert und zupackend in die Zukunft blickend – das sind die Menschen hier! Diese wunderschöne Gemeinde Neckenmarkt ist mehr als eine Reise wert! Grafenau darf sich glücklich preisen, zu diesem herrlichen Ort im Burgenland eine Partnerschaft zu pflegen!
Der Musikverein Grafenau hatte die Freude, vom 11. – 16. Juni 2011 mit seinem Besuch diese Partnerschaft zu vertiefen. Für die erlebte außergewöhnliche Gastfreundschaft danken alle mitgereisten Grafenauer auf das Herzlichste!
Es sei erlaubt, den Reisebericht in chronologischer Reihenfolge zu erstatten: Die Anfahrt am Pfingstsamstag erfolgte völlig problemlos (nicht zuletzt dank des verantwortungsbewussten Fahrers Werner Funk) über München, Passau, Linz, Wien und Eisenstadt. Eine schwungvolle Musik der Neckenmarkter Musiker des Musikvereins Weinland, der Bürgermeister Hans Iby und der Gemeindesekretär Ewald Handler bereiteten uns einen überaus herzlichen Empfang. Nach den Reden zur Begrüßung gab es ein üppig-köstliches Abendmahl.
Im Sporthotel Kurz in Oberpullendorf fanden wir am Abend ein Quartier. Um es ein für allemal zu sagen: Wir waren in diesem Haus vorzüglich untergebracht und in allen dort eingenommenen Mahlzeiten bestens und reichlich verpflegt! Wir haben’s dankbar genossen!
Nach einem üppigen Frühstück im Hotel machte man sich auf, durch die Neckenmarkter Weingärten an den Hängen des Ödenburger Gebirges zur nahen ungarischen Grenze zu wandern. Halbwegs gab es an der Donatus-Kapelle einen zünftigen Umtrunk mit diversen Strudeln. Der hl. Donatus ist ein römischer Märtyrer, zu dessen Ehren an Fronleichnam eine Erntesegenprozession veranstaltet wird.
Zu Mittag war der Besuch aus Grafenau zu einem köstlich burgenländisch-pannonischen Mahl eingeladen, woran sich eine äußerst informative Führung (durch Bürgermeister und Gemeindesekretär) im Weinmuseum anschloss – eine instruktiv und liebevoll gestaltete Einrichtung! Es ging um die Veredelung der Weinrebe (mittels Propfen), um Anbauweisen, um die Arbeiten im Weingarten früher und heute und um Kellertechniken. Aber auch die Geschichte des „Fahnenschwingens“, das auf ein kriegerisches Ereignis 1525 zurückgeht, wurde anschaulich erzählt.
In der anschließenden Weinverkostung in der Vinothek kredenzte man uns einen hervorragenden St. Laurent, einen Landessiegerwein. Man erfuhr vom sehr verantwortungsvollem Umgang mit dem heimischen Produkt „Blaufränkisch“.
Nun war es an der Zeit, dass sich die Musikerinnen und Musiker auf das abendliche Konzert im Pfarrsaal der Kirche vorbereiteten, noch mal am Repertoire übten und sich umzogen. Dem Rezensenten wurde angeraten, im Konzert sehr genau hinzuhören. Er tat es, aber: Die angemahnte Kritik muss aus einem uneingeschränkten Lob bestehen; es wurde vorzüglich, schwungvoll und begeisternd musiziert – der zuvor genossene Neckenmarkter Wein konnte der Qualität des Musizierens nichts anhaben. Die Performance reichte von schmissig bis hymnisch, war sehr differenziert und ausgewogen, rhythmisch exakt, insbesondere beim Ravel’schen Bolero, der in einer gekürzten Bearbeitung dargeboten wurde. Und wie gut gelang es, den Glenn-Miller-Sound zu erzeugen! Die musikalische Leistung ist umso höher zu bewerten, als man in fremder, ungewohnter Umgebung und nach einem erlebnisreichen, aber eben auch anstrengendem Tag musizierte. (Die Frau des Rezensenten verbietet ihm, von ihrem Malheur nach dem Konzert zu berichten).
Zu Abend aß man in Neckenmarkt im Klosterkeller bei volkstümlicher Musik.
Der nächste Tag (Pfingstmontag) führte uns ins benachbarte Raiding, den Geburtsort Franz Liszts. In seinem Geburtshaus ist ein Museum, das seine Vorfahren und seine Entwicklung vom hochbegabten Wunderkind hin zum Genie beschreibt, liebevoll eingerichtet. Der Großvater, Dorfschulmeister in der Nähe Preßburgs, war üblicherweise Organist und gab seine musikalische Begabung dem Sohn Adam, dem Vater Liszts, weiter; dieser war als Cellist „verhinderter“ Musiker, der zu gerne in dem Orchester des Fürsten Esterhazy Mitglied gewesen wäre. Das verwehrte ihm der Fürst, und er musste das riesige fürstliche-esterhazysche Hofgut in Raiding als land- und forstwirtschaftlicher Chef verwalten. Er erkannte die hohe Begabung seines Sohnes Ferenc früh und ließ dem Jungen eine musikalische Förderung angedeihen – wenn auch unter großen Mühen und Entbehrungen.
Ein Spazierweg entlang des Flüßchens Raid stellt in 8 Stationen das außergewöhnliche Leben Franz Liszts dar. Mit vielen Klangbeispielen des Komponisten Liszt, unter anderem auch das 3. Lied aus den „Liebesträumen“, dem das Gedicht von Ferdinand Freiligrath zugrunde liegt:
O lieb, so lang du lieben kannst! O lieb, so lang du lieben magst!
Die Stunde kommt, die Stunde kommt, wo du an Gräbern stehst und klagst!
Raiding ist eine einzige Hommage an seinen genialen Sohn!
Am Nachmittag startete das Draisinenfahren von Oberpullendorf nach Neckenmarkt – ein Riesenspaß, bei dem sich insbesondere die Jugend sportlich austoben konnte! Eine fröhliche Gesellschaft und Kinderschar ergötzte sich nahezu vier Stunden auf den Eisenbahnschienen. Für die älteren „Treter“ war es reichlich kräftezehrend.
Diesen Kräfteverlust konnte man im Buschenschank Fuchs wieder ausgleichen. Dort gab’s ein vorzügliches Buffet in gepflegten, vornehmen Räumen.
Abends betätigte man sich beim Kegeln im Hotel noch einmal sportlich; jedoch waren nicht alle mit von dieser Partie.
Der Dienstag führte uns ins ungarische Sopron (Ödenburg). In Harka empfing uns Frau Helene Haris, die uns über die wechselvolle und leidvolle Geschichte dieser Region informierte. In Sopron selbst übernahm Herr Dr. András Friedrich die Führung durch die historische Stadt. Sehr kenntnisreich, als Soproner geradezu verliebt in seine Heimatstadt, erzählte Herr Dr. Friedrich von der schicksalhaften Geschichte der Stadt.
Vor dem nachmittäglichen Platzkonzert des Musikvereins Grafenau auf dem Széchenyi-Platz wurde in einem zünftigen Gasthaus gespeist.
Im Schatten eines riesigen Baumes sitzend, boten die Musiker den zahlreichen Zuhörern ein abwechslungsreiches Programm mit volkstümlichen und schmissigen Melodien, das von den Sopronern mit freundlichem Beifall bedacht wurde.
Ein außergewöhnliches Erlebnis war ganz bestimmt der Besuch im Winzerkeller Neckenmarkt. Wir wurden von Herrn Franz Heincz – Vizebürgermeister der Gemeinde – durch eine beeindruckende, imposante und moderne Produktionsstätte geführt und erfuhren eine Menge über die Herstellung hochqualifizierter Weine, besonders auch des „Blaufränkischen“, der für die Region typisch ist. Natürlich durfte auch ausgiebig gekostet werden! Abends gab’s ein Geburtstagsständchen für den Obmann Tilman.
Am Mittwoch ging’s nach Rust und mit dem Schiff auf eine Rundfahrt auf den Neusiedler See – ein sehr geruhsames Erlebnis auf dem größten Binnensee Österreichs. Der See hat einen (verlandenden) Zufluss, keinen Abfluss. Sein Wasser bezieht er aus dem Grundwasser und aus den Niederschlägen; es kam schön öfter vor, dass der See kein Wasser hatte. Sein breiter Schilfgürtel liefert Schilf als Dachdeckmaterial nach Europa und Übersee.
In der „Alten Schmiede“ – ein uriges und gemütliches Lokal – wurde das Mittagsmahl eingenommen, nachdem man zuvor sich in Rust umschauen und die vielen hier lebenden Storchenpaare bewundern konnte.
Der Nachmittag war den vielen Sportmöglichkeiten unseres Hotels gewidmet, abends gab’s ein wundervolles Buffet.
Am Donnerstag schlug die Stunde des Abschieds von einem herrlichen Aufenthalt, von einem reizvollen Ort und von Menschen, die uns eine warmherzige Gastfreundschaft geboten haben. Für all dies dankten die Grafenauer von Herzen! In den Grußadressen dachte man auch an die partnerschaftlichen Unternehmungen und freute sich über den gelungenen Besuch – man trennte sich mit einem herzlichen „Aufwiedersehen“.
Die Heimfahrt verlief trotz eines Unwetters, in das man geraten war, problemlos, und man landete glücklich und zufrieden zu Hause.
Wir hatten alle wunderschöne Tage erlebt, wofür wir den verantwortlichen Planern von Herzen dankbar sind, wobei der Vater den Sohn sicherlich besonders erwähnen darf; er trug an Planung und Durchführung den Löwenanteil! Nicht zuletzt aber darf der beiden Musikvereinen und der beiden Gemeinden dankbar gedacht werden, die die Konzertreise großzügig gesponsert haben.
Die Fülle des in diesen Tagen Erlebten kann nicht zur Gänze geschildert werden. Möge dieser Text die Erinnerung der Mitreisenden stützen.
Mögen diese Tage ein Impuls dafür sein, die Partnerschaft mit Neckenmarkt auch in Zukunft weiterhin erfolgreich zu gestalten. (Otto Huber)